Koforidua - ein wirklich kleiner, aber trotzdem unüberschaubarer Ort, in dem Familien in Betonhütten ihre Läden führen, wo fast alle Autos Taxis sind und kleine Gassen von Marktständen mit wunderschönen Stoffen überfüllt sind. K'ridua - ja, hier lebe ich nun für die nächsten sechs Monate.
Und trotzdem, so schön es erstmal klingt - es ist nicht ganz einfach.
Am Montag ist meine Gastschwester, Barbara (Tantanana oder einfach Nana) mit mir in den Ort gegangen, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Sie ist wirklich total lieb und ganz aufgeschlossen und lacht die ganze Zeit. Sie hat mir auch sofort ihre Freunde vorgestellt, die natürlich alle Feuer & Flamme sind, weil ein Obroni im Ort ist (eine Weiße) und deswegen auch alle total freundlich sind. Der Ort ist ganz hübsch, an manchen Stellen kann man zwar kaum noch atmen, weil es ehrlich gesagt irgendwie echt stinkt, aber dafür gibt es wundervolle Stoffe überall und unglaubliche Früchte, Stände, wo tausende an Schuhen zu sehen sind und und und. Koforidua ist die Stadt der schönen Frauen, also wehe eine Frau geht mit Flip Flops oder Rucksack aus dem Haus. Sandalen/Ballerinas und eine schicke Handtasche sind ein Muss!
Am Dienstag war ich mit meinem Ansprechpartner in meiner Schule, wo ich aufpassen soll. Es ist wirklich ein wunderschöner Ort und die Schule ist so schön ausgeschmückt. Überall rennen so niedliche Schokostöpsel rum und gucken dir ganz gespannt hinterher, weil du anders aussiehst. Es ist riesig dort, 12 Zimmer gibt es. Und Schule würde ich das eigentlich nicht nennen, weil die ältesten 4 Jahre alt sind. Eher eine Krippe, ein Kindergarten und eine Vorschule. Aber naja, sie nennen es Schule hier.
Danach sind wir zu einer Highschool gegangen, britisches System, so sieht es auch aus. Es ist riesig und beeindruckend! Nur habe ich mich etwas gewundert, warum wir dort sind. Warum? Ich darf nun auch noch jeden Donnerstag in dieser Highschool Deutsch unterrichten, was ich nicht so toll finde, wenn man bedenkt, dass meine eigentliche Aufgabe in der Blessed King Of Glory zu tun ist und ich dort jeden Tag 7 Stunden arbeite und dann jeden Donnerstag nochmal quer durch die Stadt fahren darf, nur um einigen, Freiwilligen, Deutsch beizubringen...
Gestern war dann mein erster richtiger Arbeitstag - und es war ein Schock! Meine Gruppe besteht aus ca. 15 Zwei- und Dreijährigen, von denen erwartet wird, dass sie das Alphabet, sich auf Kommando setzen und zwei Mal innerhalb von zwei Stunden zwei riesen Portionen essen können (in Deutschland würde so eine Portion nicht einmal ein Erwachsener schaffen). Wenn dies alles nicht geschieht, gibt es Schläge, sie werden geschubst und und aufs Übelste angeschrien. Und die Erzieher lachen. Und im nächsten Moment haben sie die Kinder wieder im Arm... Sie werden quasi gemästet und ich muss das auch noch mitmachen, irgendwo hört es bei mir auf. Die Kinder sind so süß, ich hatte sofort vier auf dem Schoß sitzen, als ich ankam, und dann werden die mit Stöcken geschlagen, weil sie nicht 10 Minuten sitzen bleiben, in denen eh NICHTS passiert. Das ist überhaupt nicht wie bei uns im Kindergarten, wo man mit ihnen spielt. Nein, sie müssen sich setzen und warten und warten und sitzen und warten, damit die Erzieher schlafen können oder sich mal wieder von dem Eigentum der Kinder bedienen können (sei es Essen oder Desinfektionsmittel). Aber ich versuche diesen Teil der ghanaischen Kultur zu ignorieren und meine Art durchzusetzen.
Heute hat das auch schon besser geklappt, nachdem mein Tag gestern damit völlig gelaufen war.
Außerdem durfte ich heute mit meiner Familie eine Suppe kochen bzw. habe ich allein gekocht - das ist der pure Spaß!
Bissl hässlich sieht das ja schon aus, aber Fakt ist, dass das super lecker war! Und zusätzlich habe ich meine Mutter "geschockt", weil ich das Twi-Alphabet auswendig aufsagen konnte und meine Schwester mich einige Worte abgefragt hat, was ich ganz gut beantworten konnte. Sie war so glücklich, dass sie mich geknuddelt hat - sehr süß :) Davor hat sie mir ganz viel Respekt gezeigt, indem sie mir ganz "ehrfürchtig" die Hand gegeben hat. Und sie meinte "You're a woman of greatness, you went to Ghana and left your Father, your Mother, your Brother and your boyfriend."
Heute war ein wirklich schöner Tag!
Kurz zur Überschrift: Obroni heißt Weiße und wenn ich abends die Straßen langgehe und die Kinder draußen spielen, dann rennen sie mir hinterher und schreien ganz lange "Obroni, obroni" und dann winken sie mir und wenn ich "Hi" sage, grinsen sie über beide Ohren. Und teilweise zischen sie an mir vorbei und fassen meinen Arm an. Diese kleinen Dinge...sie sind so schön, schade, dass man es wegen dem Kulturschock schon fast übersieht...
Bis bald, ihr Lieben.
Lara :)