Da war die erste richtige Reise auch schon wieder um...und ich kann sagen, dass ich wieder viele sehenswerte Dinge erleben durfte und es ein voller Erfolg war.
Der Norden ist mehr als interessant, Natur, Menschen, Sprache, Kultur, Wetter...alles aendert sich dort oben.
Wir starteten am Donnerstag von Accra nach Kumasi. Was bei uns ein Fahrtweg von max. 4 Stunden waere, sind in Ghana 7 Stunden. Also kamen wir irgendwann abends an, in einem wunderbaren Hotel. Ja, es war Luxus, obwohl es in Deutschland wahrscheinlich nur ein normales 3-Sterne Hotel gewesen waere. Aber Ghana! Warmes Wasser - hallo?
Am naechsten Tag ging es dann in zwei kleine Doerfer in der Naehe von Kumasi, wo traditionelles Ashanti-Kente gewoben wurde. Ashanti ist die Region in Ghana und ist sehr bekannt fuer seine Koenige, die mit Gold und regionstypischen Kentestoffen gekleidet und geschmueckt werden.
Was ist Kente, fragt ihr euch jetzt sicher. Das ist einfach nur gewebter Stoff mit ganz besonderen Mustern, alles Handarbeit, alles super anstrengend, alles wunderschoen.
In einem Dorf durften wir sogar ein Mal selbst an der Webmaschine sitzen und versuchen unsere Fuesse und Haende zu koordinieren. Das war ein Spass und sah gar nicht mal so krumm und schief aus, wie man es erwartet haette.
Danach ging es noch in einen Koenigspalast, was nun nur noch als Museum fungiert. War auch eine sehr interessante Fuehrung, die ich allein wahrscheinlich nicht gemacht haette, aber so war es auf jeden Fall gut dabei gewesen zu sein!
Am Samstag ging es dann auch weiter in den Norden rein, Kumasi kann man ja nun wirklich noch nicht als Norden beschreiben. Es hiess - auf nach Damongo mit Zwischenstop bei den Kintampo Waterfalls. Hui, ein langer Weg lag vor uns. 11 Stunden, kann ich euch sagen, in einem Bus mit 23 Leuten oder so...zunehmende Hitze je weiter wir gen Norden fuhren...sind nicht so schoen, aber irgendwie verging es auch.
Die Kintampo Falls sind drei Wasserfaelle in der Brong-Ahafo Region, wo das Wasser die wunderschoen gestaffelten Felsen runterprasselt. Leider hatten wir nur Zeit, einen zu sehen und dort durften wir sogar baden. Das hab ich allerdings nicht gemacht. 1. war es im Dschungel zu kalt (bei ... 25 Grad Celsius oder sowas in der Art) und 2. waren mir zu viele Ghanaer im Wasser, die Bilder machen wollten. Ich werd hier fotoscheu :D
Nach einer knappen Stunde gings zurueck in den Bus und die letzte Etappe wurde in Angriff genommen.
Lustig war's. Alle haben lieb und brav geschlafen, es war allgemeine Muedigkeit im Bus eingetreten und die schoene Strasse war einfach so angenehm, dass man nichts gegen die schweren Lider tun konnte.
BAM! (schon wieder?!) ... wisst ihr was? Wir durften das Gefuehl von Schwerelosigkeit (IM BUS! nicht im All) erfahren. Ploetzlich schwebten wir auf den hinteren Sitzen 15 cm in der Luft. Jap, die Strasse hatte damit aufgehoert, wir fuhren nun in rotem losen Sand.
Sehr sehr spaet und nach einigen Verirrungen (aber ehrlich, die fahren hier ohne Navi und Landkarte durch das Land - Respekt!) kamen wir in voelliger Dunkelheit in einem katholischen Guesthouse an, wo es noch kurz Essen gab und dann auch schon auf die Zimmer ging. Alle ab ins Bett, am folgenden Tag sollte es 4.30 Uhr in den Mole Nationalpark losgehen.
Letztendlich ging es 5.30 Uhr los, wir sind ja schliesslich in Ghana, und leider war auch der Mole Park eine grosse Enttaeuschung. Keine Elefanten. Keine Loewen. Keine Wildkatzen allgemein.
Nur zwei Affenarten, Antilopen und Wildschweine. Aber die Natur war nichtsdestotrotz atemberaubend. Immerhin kann nicht jeder von sich behaupten, ploetzlich in der Savanne gestanden zu haben, oder etwa doch? Ich kann es zumindest...ausgetrocknete einzelne Straeucher, weite Flaechen aus hellem Sand und vereinzelt eine Wasserstelle, wo man aber auch nicht mehr viel Wasser sehen konnte.
Ganz paradox konnten wir aber auch eine Aussicht ueber weite gruene Waelder geniessen. Es ist scho lustig, wie die Natur hier so tickt. Aber es ist auch jedes Mal wieder etwas, worueber man sich freut.
nach dem Mole Park ging es in die Hauptstadt der Northern Region, Tamale, wo wir fuer ein Mittagessen gehalten haben und dann weiter sind in einen Ort namens Dalun, nicht weit von Tamale.
Auch dort sind wir wieder zwei Tage geblieben, sehr gut, denn dort gab es einfach so geniales Essen und immer Obst. (Warum schwaerme ich eigentlich nur vom Essen?) Ausserdem konnten wir dort eine Shea Butter Fabrik besichtigen und auf den Markt gehen, der ueberfuellt war von Menschen, wo man die Augen kaum offen halten konnte vor Dreck und die Nase gebrannt hat von dem Staub, der sich eingenistet hat. ;) Aber erstaunlich war - so voll dieser Markt von Menschen auch war, es hat dich kaum einer angefasst, zum Stand gezerrt oder zugebruellt. Wow, ihr tollen Menschen im Norden!
Ich mag die Menschen wirklich dort, sie sind fuer mich sehr interessant und ich respektiere extrem. Wir sind durch Doerfer gefahren...da gab es nicht mal Laeden an den Strassenraendern. Da gab es Lehmhuetten, runde kleine Lehmhuetten mit Strohdaechern, kein Licht. Die Menschen sitzen den kompletten Tag draussen in dem bisschen Schatten, was das Strohdach bieten kann. Viele Kinder laufen rum und ackern und selbst die aelteren Menschen schleppen noch Massen auf ihrem Kopf. Das machen sie bei uns auch, aber dort oben, muss man sich vorstellen, sind noch einmal ganz andere Bedingungen was die Hitze angeht. Es ist trocken und heiss und extrem viel Staub liegt in der Luft. Ich bewundere sie, man kann eben mit so wenig leben und ist trotzdem zufrieden.
Der perfekte Abschluss war unsere Fahrt zu Elft auf dem Busdach. Doof, dass ich ausgerechnet ein weisses Top anhatte, das war danach braun (und Handwaesche ist eben Handwaesche...). Aber es ist schon lustig ueber Huckel zu fahren, auf dem Dach rumzuspringen, Lieder zu singen, kaum atmen zu koennen, doch alles herrlich zu finden, Freiheit zu geniessen und sich vor Baumaesten schuetzen zu muessen.
Ja, Braun vor Sand kamen wir schliesslich wieder nach Kumasi und von da aus nach Hause aus dem Norden zurueck.